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Das ist die aufrechte Religion

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DAS IST DIE AUFRECHTE RELIGION

Brief des Ibn Taymiya an den König von Zypern

By Dr. Sahib Mustaqim Bleher

»Die Entscheidung liegt einzig bei Allah. Er hat geboten, Ihn allein zu verehren. Das ist die aufrechte Religion...«
[Qurʾān, Sure Yūsuf (Josef) 12:4]

 

In Namen Allahs, des Erbarmers, des Sich Erbarmenden

Vorwort

Wenngleich zur Kreuzzugszeit verfaßt, ist der Brief des muslimischen Gelehrten Ibn Taymiya an den damaligen christlichen Herrscher über Zypern, Sarguwas, doch keineswegs nur von rein historischem Interesse. Im Gegenteil: Er hat von seiner Aktualität nichts eingebüßt. Denn das Thema, das er behandelt, ist so alt wie die Religionen, deren Verhältnis zueinander er in seinem Brief bestimmt, als auch solange nicht erschöpft, wie diese Religionen als das kulturelle und politische Leben prägenden Faktoren fortbestehen und miteinander in Beziehung treten.

Taqi ad-Din Abu al-Abbas Ahmad ibn ´Abd al-Halim ibn ´Abd as-Salam ibn ´Abd Allah ibn Muhammad ibn Taymiya wurde am 10. Rabi` al-Awwal 661 islamischer Zeitrechnung - 22. Januar 1263 christlicher Zeitrechnung - in Harran (Nordsyrien) geboren. Sich schon in früher Jugend dem Studium der islamischen Wissenschaften widmend, erreichte er bereits in jungen Jahren eine so anerkannte Qualifikation, daß er zwanzigjährig, seinem Vater nach dessen Tod im Jahre 681/1282 im Lehrstuhl des hanbalitischen Rechts nachfolgte. So wurde er zu einem der bedeutendsten Wiederbeleber des Islam zu seiner Zeit, denn er kämpfte nicht nur mit dem Schwert gegen die Tataren, sondern auch mit seiner offenkundigen Meinung gegen irreleitende Richtungen, die die Reinheit des Islam gefährdeten. Zu Lebzeiten heftig umstritten und häufigen Inhaftierungen ausgesetzt, ward ihm doch bald weitverbreitete Anerkennung zuteil, sodaß seinem Totengeleit über 500 000 Menschen nachfolgten - eine für die damalige Zeit überaus beachtliche Zahl - und er heute als derjenige gilt, dem eine entscheidende Wiederbelebung des Islam zu seiner Zeit gelungen ist.

Bei diesem Brief handelt es sich in erster Linie um eine Antwort auf Fragen bezüglich der islamischen Glaubensgrundsätze, die er an den König von Zypern, Sarguwas schickte, wobei er ihm den christlichen und jüdischen Glauben aus islamischer Sicht veranschaulichte und die Meinung des Islam darüber klarstellt. Ergänzend kommt er auf den Konflikt zwischen Muslimen und Christen auf Zypern zu sprechen und verurteilt dabei die Unterdrückung und Gefangennahme der Muslime, indem er König Sarguwas wohlwollend an die Glaubensgrundsätze beider Religionen erinnert. Es würde den Rahmen dieser Übersetzung sprengen, all die Einzelheiten dieser kriegerischen Auseinandersetzung um Zypern darstellen zu wollen, die schon seit der Frühgeschichte des Islam immer wieder entbrannte. Ibn Taymiyas Brief enthält für uns - vom historischen Kontext abstrahiert - eine viel bedeutendere zeitlose Aussage. Denn in offenem, überzeugtem und vehement vorgetragenem Stil stellt der Autor des Briefe das Verhalten der Muslime und Christen in diesem Konflikt einander gegenüber, vergleicht die jüdische, christliche und islamische Religion in ihrer historischen Entwicklung und ihrer jetzigen Ausprägung und mißt das christliche Verhalten, das ihm gegenübertritt, an den eigenen, islamischen Glaubensinhalten einerseits, der christlichen Lehre andererseits. Der Brief enthält Zustandsschilderungen, die dem, was ein zeitgenössischen Betrachter heute bezeugen kann, täuschend ähnlich sind. Die Hinweise und Mahnungen Ibn Taymiyas haben deshalb in ihrer Aktualität nichts eingebüßt; der Brief enthält Zündstoff, dessen Wirkung auch heute noch nicht erloschen ist. Er mag nicht nur dem muslimischen Leser als Erinnerung an eine von heute so verschiedene islamische Haltung und Praxis dienen, sondern auch und vor allem den christlichen Leser dazu veranlassen, den bestehenden Zustand seiner Religion und Kultur zu überdenken und das darin vorherrschende Geschichtsbild in mancher Hinsicht zu revidieren.

Diese Zielsetzung der Übersetzung im Auge, ist der Leser dennoch gebeten, sich stets zu vergegenwärtigen, daß es sich um einen Text handelt, der vor rund sieben Jahrhunderten verfaßt wurde und sich zudem nicht als literarisches Werk im herkömmlichen Sinne verstand, sondern als Brief. Er weist deshalb freilich eine ganz andere Art der Schilderung auf, als wir dies von zeitgenössischen Texten gewohnt sind. Daß er jedoch aus zeitlosen, ewig gültigen Quellen wie dem Qur´an und den authentisch überlieferten prophetischen Aussprüchen schöpft, verleiht ihm eine selbst diese lange Zeitspanne überdauernde Gültigkeit.

Bei der Übersetzung des Briefes aus dem Arabischen hat sich der Übersetzer Sahib Mustaqim Bleher um flüssigen Sprachverlauf im Deutschen ebenso bemüht wie um Textnähe. Er ist seinem Glaubensbruder und Freund Dr. Mohamed Faruq Nawar ausgesprochen dankbar, seine Übersetzung als Kenner der arabischen Sprachen und der islamischen Wissenschaften sorgfältig mit dem Original verglichen zu haben.

Obwohl die Wiedergabe arabischer Wörter in lateinischer Umschrift sich beim vorliegenden Text auf Eigennamen beschränkt, schien es ihm angebracht, statt einer phonetischen die gängige orientalische Umschrift zu verwenden, die allein eine exakte Unterscheidung der verschiedenen Buchstaben des arabischen Alphabets gestattet. Eine Umschrifttabelle mit Aussprachehinweisen findet sich im Anhang.

Wir hoffen, mit der vorliegenden Übersetzung einen bescheidenen Beitrag zum rechten Verständnis zwischen den Religionen leisten zu können, und bitten Allah, unsere Bemühungen in dieser Hinsicht anzunehmen. Ihm allein gebührt alles Lob für die zahllosen Gnadengeschenke, die Er uns zuteil werden ließ, von denen das der Rechtleitung gewiß das Wertvollste ist.

 

Muharram 1404 / Oktober 1983, Darunnur-Verlag

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